Liebe Freunde,
zuerst einmal möchte ich mich bei allen Freunden zutiefst für die Unterstützung während den letzten Wochen in Deutschland bedanken. Ich, für meinen Teil, kann nur behaupten, dass ich die schönsten Tage meines Lebens vor der Abreise erlebt habe, was den Abschied natürlich nicht gerade einfacher gemacht hat. Nichtsdestotrotz stand die Entscheidung fest, und nun lieg ich hier an einem Sonntag morgen in meinem Bettchen im Großraum New York (NY), und teile meine Gedanken mit Euch.
Damit alle unsere Freunde den Verlauf dieses doch spannenden Lebensabschnitts aus erster Quelle erhalten, entschieden Martin und ich uns zur Erstellung dieses Blogs. Ich denke, dass dies auch für uns im nachhinein ein wunderbares Protokoll, ja eine Art Tagebuch, über das Leben in NY sein wird. Und wie es sich für ein ordentliches Tagebuch gehört, sollen hier neben den Dingen, die wir getan haben, auch die Gefühle, wie wir sie hier erleben, beschrieben werden. So ist es nicht verwunderlich, dass viele mit denen ich telefoniere, mit dem Satz "Wie geht's dir dort?" oder auch "Kommt ihr beide miteinander klar?" beginnen. Auf solche Dinge möchte ich im Folgenden eingehen...
Ja, es geht uns gut, wir haben alles im Griff. Martin und ich sind ein gutes Team, wenn es um die Organisation bürokratischer Angelenheiten zum Aufbau eines legalen Lebens in den USA geht. Wir verbringen Stunden damit alle Informationen zum gerade aktuellen Theman, sei es der Führerschein, die Sozialversicherung, die Autoversicherung, und und und, aus dem Internet zu fischen. Automatisch tragen wir uns die Neuigkeiten vor und es kommt zu ersten Diskussionen wie man etwas strategisch sinnvoll erledigen sollte, wobei die finale Entscheidung meist eine Nacht später fällt, da wir gerne über wichtige Dinge "nochmal eine Nacht drüber schlafen". Denn ja, es ist verdammt teuer hier. Und je nachdem wie man sich bei so Dingen wie einer Wohnung entscheidet, kann man mehrere Tausend Dollar mehr ausgeben.
Aber es freut mich, dass wir beide gute deutsche Disziplin beweisen und klar strukturiert vorgehen. wie meine Leute ja bereits wissen, mag ich sowas sehr :)
Das größte Hindernis beim Organisieren privater Angelegenheiten ist meines Erachtens die Arbeit. Das soll nicht heißen, dass wir auf der Arbeit leiden. Nein, ich meine viel mehr, dass wir eben von ca. 8:30 bis 17:30 Uhr auf der Arbeit sind, und in diesem Zeitraum nur wenig der privaten Orga voran kommt. D.h. wir schaufeln den Großteil zum Wochenende und rennen am Samstag überall hin, und wenn wir Glück haben, machen wir am Sonntag Chillaoui! Wie Peter immer so schön betont: "Ja, willkommen im normalen Leben!"
Auf der Arbeit ist es aber klasse. Unsere Abteilung existiert als funktionale Einheit schon länger in der Firma, aber unsere Gruppe wird gerade frisch zusammengewürfelt. D.h. unsere direkten Kollegen und auch unser Chef sitzen alle im selben Boot, und jeder versucht sich meist privat und auch im Job mit den vorliegenden Strukturen zu befassen und lernt verdammt viel.Unser neuer Boss ist nämlich total cooool, und liebt es zu lachen und auf anderer Menschen Gestiken zu achten, während er gerade was erzählt. So bemerkte er bereits, dass sich meine linke Augenbraue bei wissenschaftlichen Diskussionen gerne mal ein paar Zentimeter über der rechten positioniert oder auch, dass ich beim Mittagessen ein ständiges Grinsen aufweise. Irgendwie macht ihn mir das jedenfalls sympathisch und ich denke, dass wir einen super Griff gelandet haben und bestimmt gut klar kommen werden.
Bisher habe ich auf der Arbeit noch nicht besonders viel erreicht. Ich meine, gerade ist die zweite Woche vorüber gegangen und wissenschaftlich ist außer dem Lesen von 5 Papers und der Installation von Rechnern und Pipeline Pilot noch nicht viel passiert. Die meiste Zeit ging eigentlich für das Absolvieren von online Lernmodulen der ROche und für Meetings drauf. Witzig ist, dass man in der Industrie die meiste Zeit in einem Meeting mit Diskussionen über das wann und warum der nächsten Meetings verbraucht. Bin mal gespannt, wann es so richtig Butter bei die Fische geht. Trotzallem denke ich, dass wir hier sehr gut reinpassen und die Projekte uns wunderbar zugeteilt wurden. Wir werden sicherlich keine Probleme haben, unseren vorgesetzten, das zu liefern was sie wollen. Eher denke ich, dass wir selbst darauf achten sollten, soviel wie nur geht aus dieser Postdocphase herauszuholen, und eben viele zusätzliche Programme und Krankheitsfelder lernen, sowie unser Englisch verbessern sollten.
Obwohl ich dachte, dass mein Englisch ganz ok ist, merke ich im Gespräch mit den Nativen, ja... Asche über mein Haupt, dass mir das Vokabular fehlt. So empfinde ich es viel einfacher eine wissenschaftliches Gespräch zu führen, weil ich hier alle Wörter kenne. Aber ironischerweise fällt es mir schwieriger in Smalltalks produktiv zu sein. Denn dazu gehört das verbalisieren von humorvollen Dingen, was im Deutschen bei mir immer dazugehört , aber hier fehlt es mir dann schon etwas. So erwisch ich mich oft beim langen Zuhören und natürlich laut Lachen während solch einer Runde, aber ohne richtig was beigetragen zu haben. Das ist in erster Linie nicht schlimm, weil es mir hier nicht darum geht, der Sprücheklopper im Arbeitskreis zu sein und mich in den Mittelpunkt des Witzigseins setzen will. Schade ist es aber allemal, weil wir uns hier in der Kennenlernphase befinden und solche Gespräche meines Erachtens eine wunderbare Basis ist, den Mitmenschen zeigen zu können was man für einer ist, und die Chemie untereinander passt oder nicht.
Apropos Chemie, wir leiden hier gerade abwechselnd an starken Kopfschmerzen. Ich meine ja, dass es aus der Kombination aus Jetlag und 10h pro Tag am Computerbildschirm liegt, aber hey, vielleicht sind's auch nur die Schmerzen die mir mein neues amerikanisches Deo verursacht, wo dick draufsteht, dass man es bei Nierenleiden nicht benutzen sollte. Aber es funktioniert 1A, ich glaube, es ätzt einfach meine Achselschweißdrüsen weg! Neben den Kopfschmerzen leide ich gerade wieder an meinen morgendlichen Nießattacken. Der eine oder andere kennt das von mir, wobei ich das in letzter Zeit in Deutschland nicht mehr hatte. Vielleicht liegt das aber auch an der Klimaanlage im Büro. Denn die läuft durchgängig und wunderbarerweise befinden sich die Lüftungsschachtöffnungen direkt über unseren Cubicles, sodass man abends einen harten Nacken hat. Die Cubicles sind übrigens nicht so schlimm wie alle behaupten. Ich fühle mich eher wie Neo in der Matrix und erwarte jeden Tag ungeduldig den Briefumschlag mit dem Handy drin!?
Wie ihr seht, haben wir hier in allen erdenklichen Dingen des Lebens extrem viel zu tun. Von daher geht die Zeit doch relativ schnell vorbei und irgendwie scheint's hier auch schon Winter geworden zu sein, obwohl wir noch letztes Wochenende bei Sonnenschein im Central Park durch das wilde Grün gelaufen sind. Naja, vielleicht müssen wir uns einfach dran gewöhnen und wie echte New Yorker immer einen Regenponcho mitnehmen.
So verabschiede ich mich mit einem der besten Computerfreakwitze der Welt, in welchem zwei Programmierer miteinander telefonieren:
- Hi, wie is'n das Wetter bei dir?
- Ja, Caps Lock halt!
- Ja wiee.... häh?
- Ja, Shift wie sau!
So! Alle nicht Computeraffinen haben bis zum nächsten Beitrag Zeit nachzudenken, warum sie jetzt nicht lachen konnten. Ich verabschiede mich mit einem virtuellen High-Five, vor allem von allen Computerfans, aus dem Westen äh Osten äh aus'm Bett.
In diesem Sinne... bis bald,
Yusuf
PS: Bitte schreibt uns doch auch mal ein paar Kommentare, damit wir sehen, ob ihr überhaupt den Blog lest und damit wir sehen, ob es im schönen Deutschland noch Menschen gibt, die an uns denken :)
Sonntag, 18. Oktober 2009
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heyho ihr zwei beiden! Das mit dem Blog find ich eine sehr feine Sache, ich hoffe ihr haltet uns auf dem Laufenden. Das mit der Sprachbarriere wird sich sicher schnell geben - einfach ma abwadde!
AntwortenLöschenKurzes Update aus der Heimat: In good ol' germany hat der Herbst deutlich Einzug gehalten aber aktuell isses recht sonnig zu bei kühlen Temperaturen.
Im AK wird jetzt auf hohem Niveau geMACert: Anfang Oktober kam die erste Teillieferung vom Apfelmann und wir sind alle kräftig am übersiedeln. Saugeile Teile sind das...
So, dann schreib ich mal weiter an meinem Review....haut rein und habt eine gute Zeit!
der maggus
Hallo ihr beiden,
AntwortenLöschenhabe grade die URL von eurem Blog bekommen.
Schön, dass ihr offenbar gut angekommen seid, eure Bleibe sieht doch ziemlich nett aus.
Hoboken ist auch ne gute Wahl... Manhatten auf Dauer macht irgendwas mit den Leuten, und selten zu ihrem Besten... ;). Außerdem, viel zu teuer. Dass ihr das überhaupt überlegt hat, spricht für die Postdoc-Gehälter von Roche. Habt ihr noch Plätze frei?! ;)
Ansonsten: bitte Fotos, Fotos, Fotos. Mein letzter Besuch "driiibn" war 2001, da hab ich noch auf dem WTC gestanden.
Viele Grüße an die große Konkurrenz,
Björn
Hallo ihr Lieben,
AntwortenLöschenja so ein Blog ist schon eine feine Sache. Allerdings will ich mir das auch alles live und ich Farbe anschauen. Deshalb steh ich am 14.1.2010 um 19.35h abholbereit am JFK(Terminal 1, Flug# 8843) und warte auf kompetente Reiseführer :-)! Bis denne,
Friederike