Montag, 15. März 2010

Reise nach New Mexico

Hallo ihr Lieben,

vom 5. bis 12. März war ich auf einer Konferenz für Chemieinformatik und Moleküldesign, die jedes Jahr von der Softwareschmiede Openeye in Santa Fe, New Mexico ausgerichtet wird. Hier kommt der obligatorische Reisebericht mit vielen bunten Bildern. Am Freitag, 5. März bin ich von Newark nach Denver, Colorado und dann weiter nach Albuquerque, New Mexiko geflogen. Albuquerque ist übrigens die Stadt in der sich Bugs Bunny regelmäßig verlaufen hat (siehe Video auf Youtube). Ich habe mich auf dem überschaubar großen Flughafen der Stadt zum Glück nicht verirrt und habe dann mit dem Mietwagen die etwa einstündige Fahrt nach Santa Fe angetreten. Die Highways sind meist recht leer und führen durch eine beeindruckende Landschaft, wie man sie aus Road Runner Cartoons kennt. Als nette Hommage an diese Serie nennt sich eine Eisenbahngesellschaft Rail Runner und bemalt ihre Züge im entsprechenden Design.
In Santa Fe angekommen habe ich meine Unterkunft im Hotel "El Dorado" bezogen, welches direkt an der West San Francisco Street im Herzen der Stadt liegt.
El Dorado Hotel in Santa Fe

Santa Fe ist die Haupstadt von New Mexico und mit etwa 62.000 Einwohnern immerhin die viertgrößte Stadt des Bundesstaats, der als fünftgrößter Bundesstaat der USA etwa so groß ist wie Deutschland ohne Niedersachsen und dabei nur knapp zwei Millionen Einwohner hat. Diese Zahlen drücken ein wenig die große Weite des Landes aus, die man erlebt, wenn man mit dem Auto durch die Prärie fährt.

Regierungssitz von New Mexico im Capitol von Santa Fe.

Die meisten Häuser in Santa Fe und vielen anderen Städten im Umkreis sind architektonisch vom sogenannten Adobe Stil geprägt. Adobe (span. "Lehmziegel") ist eine uralte Lehm-Bauweise, die von den ansässigen Indianerstämmen verwendet wurde und nicht mit der bekannten Softwarefirma Adobe Systems zu verwechseln ist. Eine städtebauliche Richtlinie sorgt dafür, dass auch Neubauten im Stadtkern äußerlich im Adobe-Stil erscheinen müssen und nicht höher als die wichtigste Kirche der Stadt sein dürfen. Das sorgt zum einen dafür, dass Downtown Santa Fe richtig gemütlich ist und selbst Starbucks Cafés oder Parkhäuser richtig klasse aussehen.
Santa Fe's Museum of Art im Adobe Stil

Architektonisches Schmuckstück von Santa Fe ist die Saint Francis Cathedral, die von 1869-1886 gebaut wurde und Franz von Assisi gewidmet ist.
Ganz schön schön!

im Wilden Westen ist der Himmel einfach etwas blauer als anderswo!

Sant Francis Cathedral in Santa Fe

Vorsicht Kultur!! - Auf dem Gelände standen zuvor zwei weitere Kirchen von denen die ältere 1680 bei einer Revolte zerstört wurde, in der sich Pueblo-Indianer gegen die Kolonialisierung durch die Spanier widersetzen und die Region um Santa Fe für 12 Jahre zurückerobern konnten - ja ich war im Museum of New Mexico und habe was gelernt :-). Für die moderne Pueblo Bevölkerung stellt dieser Aufstand trotz der späteren Niederschlagung einen wichtigen Wendepunkt in den Beziehungen mit den Spaniern dar, da diese bei später folgenden kulturellen und religösen Missionierung mit weniger Brutalität vorgingen. Man kann dies heute daran erkennen, dass indianische Elemente in Architektur und religiöse Rituale vieler Pueblo-Kirchen von New Mexico eingeflossen sind.
Die San Miguel Cathedral in Santa Fe ist die älteste Kirche in den USA.

Für amerikanische Verhältnisse hat New Mexico relativ viel Kultur und Geschichte zu bieten und selbst Postkartenverkäufer schwärmen von 400 Jahre alten Gebäuden - auch wenn man Europäer damit nicht sonderlich beeindrucken kann :-). In der De Vargas Street in Santa Fe steht ein Haus, von dem behauptet wird, dass es das älteste von einem Europäer gebaute Haus in den USA ist. Diese Behauptung ist zwar umstritten (siehe Wikipedia), aber immer ein Foto wert.
"Oldest house in the USA", De Vargas Street in Santa Fe.

Santa Fe besteht hauptsächlich aus Restaurants und Kunstgallerien - sehr sehr vielen Kunstgallerien. Richtig gut haben mir die Bronzefiguren der Sage Creek Gallery gefallen.
 Diese Statue trägt den Namen "Peace Offering" - sehr nett!

 
Sogar die Bienen sind hier aus Bronze modelliert!

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Lazing on a sunday afternoon!

Am Tag nach meiner Ankunft in Santa Fe bin ich dann früh aufgestanden und mit meinem kleinen Mietwagen nach Norden in die Stadt Taos gefahren. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde und führt (wie immer in New Mexico) durch "Marlboro Country" Landschaften.
Rio Grande Schlucht mit Harley

Taos hat ganze 4700 Einwohner und ist wie Santa Fe im Adobe Stil gebaut. Wie Santa Fe ist auch Taos für seine Künstlerszene bekannt. Im Atelier von Pat Woodall habe ich mir Pat's riesige und schöne Ölgemälde mit Motiven von New Mexico angeschaut. Ich habe mich lange mit ihm unterhalten und er hat mir die verschieden Techniken erläutert, mit denen er seine Bilder malt. Für ein großes Ölgemälde braucht er zwei bis vier Wochen. Bilder von indianischen Zeromonien malt er aus der Erinnerung, da Fotos bei diesen rituellen Feierlichkeiten nicht erlaubt sind. Eine Auswahl der sehenswerten Gemälde kann man auf seiner Website betrachten.
Stillleben vor Pat Woodall's Ateller
Straßenszene in Taos

Ob ich hier meine Namensrechte einklagen kann? :-)

Toas ist ferner für sein Skigebiet bekannt. Auch wenn New Mexico nach Sommer und Sonne klingt befinden sich große Landesteile in einer Hochwüste. Taos und Santa Fe liegen auf über 2100 Meereshöhe. Wheeler Peak nordöstlich von Taos ist über 4000 Meter hoch.
Von Taos bin ich dann in das nahegelegene UN-Weltkulturerbe Taos Pueblo gefahren. Taos Pueblo ist die vermutlich älteste durchgängig bewohnte Siedlung in den Vereinigten Staaten. Heute kann man die Behausungen gegen 10 Dollar Eintritt bestaunen, wer Bilder mit seiner Kamera schießen möchte, zahlt 5 Dollar extra. 

 Taos Pueblo

 Taos Pueblo Church, bekannt auch durch eine schwarz-weiß Fotographie von Ansel Adams

 Dieses Foto habe ich mit Erlaubnis von einer Wandfotografie im Museum of New Mexico in Santa Fe aufgenommen. Es zeigt das Hauptgebäude des Taos Pueblo im 19. Jahrhundert.

Indianischer Fuhrpark, Taos Pueblo

Insgesamt lag eine etwas seltsame Atmosphäre über dem Pueblo. Die indianischen Händler, die ihre Kunstgegenstände verkaufen wollten waren sehr freundlich, die übrigen Bewohner schauten meist etwas argwöhnisch. Dies ist allerdings verständlich, wenn man bedenkt, dass sie in einer Art Freilichtmueseum leben und tagtäglich von Touristen wie mir begafft werden.

Wenig Kilometer von Taos Pueblo führt der Highway 64 über den Schlucht des Rio Grande. Die Rio Grande Gorge Bridge ist knapp 400 Meter lang und wackelt gewaltig, wenn ein Truck vorbeifährt.
Rio Grande auf seinem Weg von den Rocky Mountains in Colorado in den Golf von Mexiko.

 
Hier geht's 650 Fuß tief runter.

Die Rio Grande Gorge Bridge ist die fünfthöchste Brücke in den USA

Von der Rio Grande Schlucht hat mir das Navi eine andere Route in westlicher Route über den Highway 567 zurück nach Santa Fe vorgeschlagen. Ich hielt das für eine gute Idee - dann sehe ich nochmal was Neues. Die Straße war aber ziemlich gottverlassen - mir ist in den nächsten 30 Minuten kein anderes Auto begegnet.

Mein Mietwagen - zum Glück ist er nach jedem Fototermin immer wieder brav angesprungen!

Ein bisschen wie in der Volksbank Werbung - wir machen den Weg frei! :-)

 Die Straße verläuft meist schnurgerade, es sei denn, es steht irgendein Felsen im Weg.

Einen besonders schönen Felsen habe ich dann kurz vor Santa Fe gefunden: Der Camel Rock - warum der wohl so heißt? :-)

Camel Rock aus der Nähe

Blick vom Camel Rock ins nächste Tal

Was will uns der Künstler damit sagen?

Diese Road Trips machen schon eine Menge Spaß - schade, dass ich diese Tour im Schnellprogramm an einzigen Tag durchziehen musste - schließlich stand ja noch eine Konferenz auf dem Programm - die war übrigens richtig klasse und ich habe jede Menge neue Leute kennen gelernt.

New Mexico hat noch jede Menge anderer Attraktionen zu bieten, zur indianischen Kultstätte Bandelier National Monument, und Tent Rocks National Monument mit seinem bizarren Felsformationen habe ich es leider nicht mehr geschafft. Wird dann beim nächsten Besuch abgearbeitet. Weitere Touri-Tips für New Mexico sind Atombomben gucken in Los Alamos, Aliens besuchen in Roswell und Dünenwandern in White Sands.

Bin übrigens wieder gut in Hoboken angekommen!

Viele Grüße aus der Neuen Welt,
 Martin


4 Kommentare:

  1. Hattest du nicht gesagt, du wärst auf eine _Konferenz_ gefahren? ;)

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  2. Jaaahaa - und ich bin auch brav in jeden Vortrag gegangen! Das Sightseeing habe ich im japanischen Kampftourismus-Stil am Samstag vor der Konferenz absolviert! Sayōnara

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  3. Aber echt nette Fotos... macht Lust drauf, selbst hinzufahren. Lungert nicht auch Tudor Oprea in NM rum? ;)

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  4. Soweit ich weiss, schafft der gute Tudor in Albuquerque am Band (als Molekuelmonteur). Auf der Konferenz war er aber nicht anwesend.

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