Finally! Der Weg war steinig und schwer, aber nun halten wir doch endlich unsere amerikanischen Führerscheine in Händen. Da dieses Dokument in den USA etwa die Funktion eines Personalausweises einnimmt, muss man zunächst mal die eigene Existenz durch einen Stapel von Papieren bei der Motor Vehicle Commission (MVC) nachweisen. In der sogenannten "6-Point Identification" erhält man Punkte für jedes anerkannte Ausweisdokument. Erst wenn man die magische 6-Punktegrenze übersprungen hat, wird man für die theoretische Führerscheinprüfung zugelassen. Zur Pflichtausstattung gehören leider ein Sozialversicherungsausweis und eine amerikanische ATM-Karte (entspricht einer EC-Karte). Auf die Bankkarte haben wir etwa zwei Wochen warten müssen, die Sozialversicherungsnummern konnten wir mit unseren Visa kurzfristig beantragen. Des weiteren muss man eine Anschrift in den USA vorweisen können. Als Beleg genügten hier Briefe, die an unsere alte Adresse in Clifton adressiert waren. Es hat bei der Führerscheinstelle übrigens niemand gemerkt, dass wir einfach die Rechnung
VON Korman Communities über unseren Aufenthalt
IN Korman Communities, adressiert an unsere Suite
IN Korman Communities vorgelegt haben :-). Weitere Dokumente wie Reisepass, Krankenversicherung, Visa und andere Einreisedokumente haben schließlich ausgereicht um unsere Identität zu belegen.
Da die Führerscheinstelle (MVC) werktags nur von 9-17 Uhr geöffnet hat und relativ schlecht zu erreichen ist, haben wir uns an einem Samstag Morgen mit unserem U-Haul Umzugstransporter auf den Weg zur Theorieprüfung gemacht. Vorausgegangen waren lange Abende, an denen wir uns nach der Arbeit noch stundenlang durch PDF-Dokumente mit elend langen Verkehrsregeln, seltsamen Vorschriften und beeindruckenden Strafkatalogen kämpfen mussten. Die Fragen sind nicht wirklich schwer, aber man muss sich viele Zahlen zu Abstandsregeln, Bremswegen, Geldstrafen und Meldepflichten merken. Besonders wissenswert ist etwa, dass man als Fußgänger im Dunkeln stets ein weißes Taschentuch in der Hand halten soll. Man kann's auch übertreiben! Das MVC ist ein trostloser Ort. Die Mitarbeiter sind gestresst, die Kunden ebenfalls und ein Polizist befiehlt den Leuten wo sie zu stehen haben und wo nicht. Bevor man den Test ablegen kann muss man sich mehrmals in verschiedene Warteschlangen einreihen. An der ersten Station muss man seine 6 Point Identification vorlegen, dann reiht man sich in eine zweite Schlange, wo die Dokumente in einen braunen Umschlag gesteckt werden. Diesen Umschlag legt man an der dritten Station vor, wo man die Gebühren bezahlt und ein Foto von sich schießen lässt. An der vierten Station macht man einen Sehtest, der wirklich sehr einfach ist. In der fünften Schlange gibt man dann alle gesammelten Zertifikate ab und kriegt einen Computer zugewiesen an dem man endlich den Test ablegen darf. Von fünfzig Fragen muss man vierzig korrekt beantworten - eine Auswahl der Fragen gibt es
hier (viel Spaß beim Raten).
Nach erfolgreich abgelegter Prüfung hofften wir unsere New Jersey Führerscheine in Empfang nehmen zu dürfen. Zu früh gefreut - eine beglaubigte Übersetzung unserer deutschen Führerscheine musste her. Blöd nur, dass das empfohlene Übersetzungsbüro samstags geschlossen hat. Also mussten wir uns weiter gedulden. Am folgenden Montag haben wir daher eingescannte Versionen unserer deutschen Führerscheine an Silvia von Translation Plus gesendet, die uns versprach die geforderten Übersetzungen zum Schnäppchenpreis von 50 Dollar pro Exemplar zu schicken. Silvia hat der Zahlung per Kreditkarte schnell zugestimmt, die Übersetzungen sind allderings bis heute nicht in unserem Briefkasten gelandet. Aus diesem Grund sind wir während unserer Mittagspause zum Übersetzungsbüro gefahren, um uns Kopien abzuholen. Dort angekommen mussten wir feststellen, dass Silvia ausser Haus auf einer Konferenz war und leider nur die Übersetzung von Yusufs Führerschein gespeichert hatte. Es dauerte dann etwa eine halbe Stunde, bis eine neue Übersetzung fertiggestellt war, wobei Yusuf den größten Teil selbst übersetzen musste, während ich das Auto bewachte.
Zurück beim MVC ging der Stress erst richtig los. Eigentlich hatten wir gehofft nur schnell die Übersetzungen vorzuzeigen und die Führerscheine gleich mitzunehmen - doch es kam anders. Für große Verwirrung sorgte der Umstand, dass die Übersetzung von Yusufs europäischen Fürhrerschein aussah, als die Übersetzung meiner deutschen Fahrerlaubnis. Richtig ärgerlich war allerdings, dass von drei Mitarbeitern vom MVC nicht einer die Übersetzung des offiziellen und vom MVC empfohlenen Übersetzungsbüros verstehen wollte. Folglich haben die drei entschieden, dass ich zum praktischen Fahrtest antreten müsste. Nach einer halben Stunde Warten auf denn Fahrprüfer, durfte ich den Test dann allerding nicht ablegen, weil die drei Kasper vom MVC vergessen hatten meinen Antrag für die Fahrprüfung abzustempeln. Jetzt war ich doch ziemlich auf 180 und habe meinem Ärger bei einer vierten Mitarbeiterin im MVC Luft gemacht. Die hat hat dann kurz mal über die Übersetzung geschaut und sie dann direkt akzeptiert. Lektion gelernt: Beamte sind wohl überall gleich und tun erst was, wenn man laut wird.
Keine drei Warteschlangen und 90 Minuten später hatte ich dann meinen Führerschein und ein schlechtes Gewissen, weil wir unsere Mittagspause doch etwas ausgedehnt hatten.
Naja, dafür sind wir abends dann etwas länger geblieben. Das war auf jeden Fall ein sehr anstrengender Tag!
Nach überstandendem Umzug und anerkanntem Führerschein in Händen hoffen wir nun, dass es etwas weniger stressig für uns wird und wir unsere Freizeit wieder etwas angenehmer gestalten können!
All the best, Martin