Sonntag, 18. Oktober 2009

Wie geht's uns eigentlich?

Liebe Freunde,

zuerst einmal möchte ich mich bei allen Freunden zutiefst für die Unterstützung während den letzten Wochen in Deutschland bedanken. Ich, für meinen Teil, kann nur behaupten, dass ich die schönsten Tage meines Lebens vor der Abreise erlebt habe, was den Abschied natürlich nicht gerade einfacher gemacht hat. Nichtsdestotrotz stand die Entscheidung fest, und nun lieg ich hier an einem Sonntag morgen in meinem Bettchen im Großraum New York (NY), und teile meine Gedanken mit Euch.
Damit alle unsere Freunde den Verlauf dieses doch spannenden Lebensabschnitts aus erster Quelle erhalten, entschieden Martin und ich uns zur Erstellung dieses Blogs. Ich denke, dass dies auch für uns im nachhinein ein wunderbares Protokoll, ja eine Art Tagebuch, über das Leben in NY sein wird. Und wie es sich für ein ordentliches Tagebuch gehört, sollen hier neben den Dingen, die wir getan haben, auch die Gefühle, wie wir sie hier erleben, beschrieben werden. So ist es nicht verwunderlich, dass viele mit denen ich telefoniere, mit dem Satz "Wie geht's dir dort?" oder auch "Kommt ihr beide miteinander klar?" beginnen. Auf solche Dinge möchte ich im Folgenden eingehen...

Ja, es geht uns gut, wir haben alles im Griff. Martin und ich sind ein gutes Team, wenn es um die Organisation bürokratischer Angelenheiten zum Aufbau eines legalen Lebens in den USA geht. Wir verbringen Stunden damit alle Informationen zum gerade aktuellen Theman, sei es der Führerschein, die Sozialversicherung, die Autoversicherung, und und und, aus dem Internet zu fischen. Automatisch tragen wir uns die Neuigkeiten vor und es kommt zu ersten Diskussionen wie man etwas strategisch sinnvoll erledigen sollte, wobei die finale Entscheidung meist eine Nacht später fällt, da wir gerne über wichtige Dinge "nochmal eine Nacht drüber schlafen". Denn ja, es ist verdammt teuer hier. Und je nachdem wie man sich bei so Dingen wie einer Wohnung entscheidet, kann man mehrere Tausend Dollar mehr ausgeben.
Aber es freut mich, dass wir beide gute deutsche Disziplin beweisen und klar strukturiert vorgehen. wie meine Leute ja bereits wissen, mag ich sowas sehr :)
Das größte Hindernis beim Organisieren privater Angelegenheiten ist meines Erachtens die Arbeit. Das soll nicht heißen, dass wir auf der Arbeit leiden. Nein, ich meine viel mehr, dass wir eben von ca. 8:30 bis 17:30 Uhr auf der Arbeit sind, und in diesem Zeitraum nur wenig der privaten Orga voran kommt. D.h. wir schaufeln den Großteil zum Wochenende und rennen am Samstag überall hin, und wenn wir Glück haben, machen wir am Sonntag Chillaoui! Wie Peter immer so schön betont: "Ja, willkommen im normalen Leben!"

Auf der Arbeit ist es aber klasse. Unsere Abteilung existiert als funktionale Einheit schon länger in der Firma, aber unsere Gruppe wird gerade frisch zusammengewürfelt. D.h. unsere direkten Kollegen und auch unser Chef sitzen alle im selben Boot, und jeder versucht sich meist privat und auch im Job mit den vorliegenden Strukturen zu befassen und lernt verdammt viel.Unser neuer Boss ist nämlich total cooool, und liebt es zu lachen und auf anderer Menschen Gestiken zu achten, während er gerade was erzählt. So bemerkte er bereits, dass sich meine linke Augenbraue bei wissenschaftlichen Diskussionen gerne mal ein paar Zentimeter über der rechten positioniert oder auch, dass ich beim Mittagessen ein ständiges Grinsen aufweise. Irgendwie macht ihn mir das jedenfalls sympathisch und ich denke, dass wir einen super Griff gelandet haben und bestimmt gut klar kommen werden.
Bisher habe ich auf der Arbeit noch nicht besonders viel erreicht. Ich meine, gerade ist die zweite Woche vorüber gegangen und wissenschaftlich ist außer dem Lesen von 5 Papers und der Installation von Rechnern und Pipeline Pilot noch nicht viel passiert. Die meiste Zeit ging eigentlich für das Absolvieren von online Lernmodulen der ROche und für Meetings drauf. Witzig ist, dass man in der Industrie die meiste Zeit in einem Meeting mit Diskussionen über das wann und warum der nächsten Meetings verbraucht. Bin mal gespannt, wann es so richtig Butter bei die Fische geht. Trotzallem denke ich, dass wir hier sehr gut reinpassen und die Projekte uns wunderbar zugeteilt wurden. Wir werden sicherlich keine Probleme haben, unseren vorgesetzten, das zu liefern was sie wollen. Eher denke ich, dass wir selbst darauf achten sollten, soviel wie nur geht aus dieser Postdocphase herauszuholen, und eben viele zusätzliche Programme und Krankheitsfelder lernen, sowie unser Englisch verbessern sollten.

Obwohl ich dachte, dass mein Englisch ganz ok ist, merke ich im Gespräch mit den Nativen, ja... Asche über mein Haupt, dass mir das Vokabular fehlt. So empfinde ich es viel einfacher eine wissenschaftliches Gespräch zu führen, weil ich hier alle Wörter kenne. Aber ironischerweise fällt es mir schwieriger in Smalltalks produktiv zu sein. Denn dazu gehört das verbalisieren von humorvollen Dingen, was im Deutschen bei mir immer dazugehört , aber hier fehlt es mir dann schon etwas. So erwisch ich mich oft beim langen Zuhören und natürlich laut Lachen während solch einer Runde, aber ohne richtig was beigetragen zu haben. Das ist in erster Linie nicht schlimm, weil es mir hier nicht darum geht, der Sprücheklopper im Arbeitskreis zu sein und mich in den Mittelpunkt des Witzigseins setzen will. Schade ist es aber allemal, weil wir uns hier in der Kennenlernphase befinden und solche Gespräche meines Erachtens eine wunderbare Basis ist, den Mitmenschen zeigen zu können was man für einer ist, und die Chemie untereinander passt oder nicht.

Apropos Chemie, wir leiden hier gerade abwechselnd an starken Kopfschmerzen. Ich meine ja, dass es aus der Kombination aus Jetlag und 10h pro Tag am Computerbildschirm liegt, aber hey, vielleicht sind's auch nur die Schmerzen die mir mein neues amerikanisches Deo verursacht, wo dick draufsteht, dass man es bei Nierenleiden nicht benutzen sollte. Aber es funktioniert 1A, ich glaube, es ätzt einfach meine Achselschweißdrüsen weg! Neben den Kopfschmerzen leide ich gerade wieder an meinen morgendlichen Nießattacken. Der eine oder andere kennt das von mir, wobei ich das in letzter Zeit in Deutschland nicht mehr hatte. Vielleicht liegt das aber auch an der Klimaanlage im Büro. Denn die läuft durchgängig und wunderbarerweise befinden sich die Lüftungsschachtöffnungen direkt über unseren Cubicles, sodass man abends einen harten Nacken hat. Die Cubicles sind übrigens nicht so schlimm wie alle behaupten. Ich fühle mich eher wie Neo in der Matrix und erwarte jeden Tag ungeduldig den Briefumschlag mit dem Handy drin!?

Wie ihr seht, haben wir hier in allen erdenklichen Dingen des Lebens extrem viel zu tun. Von daher geht die Zeit doch relativ schnell vorbei und irgendwie scheint's hier auch schon Winter geworden zu sein, obwohl wir noch letztes Wochenende bei Sonnenschein im Central Park durch das wilde Grün gelaufen sind. Naja, vielleicht müssen wir uns einfach dran gewöhnen und wie echte New Yorker immer einen Regenponcho mitnehmen.
So verabschiede ich mich mit einem der besten Computerfreakwitze der Welt, in welchem zwei Programmierer miteinander telefonieren:
- Hi, wie is'n das Wetter bei dir?
- Ja, Caps Lock halt!
- Ja wiee.... häh?
- Ja, Shift wie sau!

So! Alle nicht Computeraffinen haben bis zum nächsten Beitrag Zeit nachzudenken, warum sie jetzt nicht lachen konnten. Ich verabschiede mich mit einem virtuellen High-Five, vor allem von allen Computerfans, aus dem Westen äh Osten äh aus'm Bett.

In diesem Sinne... bis bald,
Yusuf

PS: Bitte schreibt uns doch auch mal ein paar Kommentare, damit wir sehen, ob ihr überhaupt den Blog lest und damit wir sehen, ob es im schönen Deutschland noch Menschen gibt, die an uns denken :)

Freitag, 16. Oktober 2009

Ein Samstag in der City

Letztes Wochenende haben wir einen Ausflug mit dem Bus in die City gemacht. Auch wenn der öffentliche Nahverkehr in Deutschland seine Mängel haben mag, ist er immer noch um Längen besser als der Transport per NJ-Transit. Fahrpläne an Bushaltestellen gibt es nicht und auch online kann man nicht alle Verbindungen abfragen. Das beste sind aber die Bushaltestellen direkt auf dem Highway.

Die beiden hellgrauen dreickigen Betonflächen (Bildmitte) zwischen Abfahrt und Auffahrt gehen hier tatsächlich als Bushaltestellen durch. Dort hinzukommen ist echt lebensgefährlich. Der Zugang erfolgt über ungepflasterte Trampelpfade entlang der Auf- und Abfahrten. Letztere muss man dann auch noch überqueren ohne überfahren zu werden. Ein Häuschen, das Schutz vor Wind und Wetter bieten würde gibt es hier auch nicht.

Mit Glück dauert die Fahrt von Nutley/Clifton in die City etwa 20 Minuten. Während der Rush-Hour mit viel Verkehr dauert es schnell mal eine Stunde und länger, obwohl der Bus dann seine eigene Spur im Lincoln-Tunnel hat. Aus dem Tunnel geht es direkt ins "Port Authority Bus Terminal" - das ist sowas wie ein Parkhaus für Busse. Auf langen Rampen gelangen die Busse in die verschiedenen Stockwerke dieses Gebäudes, das so groß ist wie ein ganzer Häuserblock.


 Angekommen in der City haben wir erstmal einen Kaffee auf dem Times Square getrunken. Teile dieses wichtigen Verkersknotens sind kürzlich zur Fußgängerzone umgebaut worden, so dass man jetzt gemütlich auf der Straße brunchen kann, während zwei Meter weiter die Taxis an einem vorbei düsen.

Auf der 6th Avenue sind wir dann zufällig auf die New York City Street Fair geraten. Dieser Flohmarkt zieht sich über mehrere Kilometer durch die Stadt und findet an Wochenenden stets an verschiedenen Orten statt. Hier gibt's neben Souvenirs, CDs, Postern, Klamotten auch viele leckere Sachen zu essen und zu trinken.

Weil wir schonmal da waren und das Wetter so schön war, sind wir noch zwei Stündchen durch den Central Park spaziert.Wirkt ein wenig wie der Palmengarten in Frankfurt, oder?

Etwa in der Mitte des Parks steht ein kleines Schloss (Belvedere Castle), das wahrscheinlich älter ist als die meisten anderen Gebäude in der Stadt. Von hier genießt man eine schöne Aussicht über den Park.
 

Direkt neben Belvedere Castle liegt der Turtle Pond. Schildkröten waren allerdings Fehlanzeige. Dafür haben wir eine Waschbärfamilie angetroffen - schon verrückt mitten in der Stadt.

Central Park ist schon echt groß, wir haben nicht einmal die Hälfte geschafft. Eine Fortsetzung folgt also hoffentlich bald.

- Take care!

Montag, 12. Oktober 2009

Roche Nutley

Am 5. Oktober hatten war der erste Arbeitstag bei der Roche in Nutley. Zum Arbeiten sind wir in der ersten Woche allerdings noch nicht wirklich gekommen, da hauptsächlich Organisatorisches zu erledigen war (Steuerformulare, Krankenversicherung, Sozialversicherungsnummern, Bankkonten und elend viele E-Learning Module). Wir haben aber viele sehr nette Kollegen kennen gelernt, die uns herzlich aufgenommen haben. In ersten Meetings haben wir Einblick in unsere wissenschaftlichen Projekte erhalten - klingt alles sehr spannend!

Nach der Arbeit ist Entspannung vor dem Fernseher angesagt. Ganz neue Erfahrung, dass man neue Serien nicht umständlich streamen muss. Besonders zu empfehlen ist eine Serie namens "Curb your enthusiasm".

Als nächstes großes Projekt steht der Autokauf an. Im Moment ist von Toyota Corolla bis BMW X5 alles drin, der Maybach vom Händler nebenan (612 PS, leichter Lackschaden vorne rechts) liegt allerdings klar vorne! :-)
Aus der Beschreibung:
"The twin turbo V-12 starts and runs quiet, but shuts down after about 30 seconds"
Naja, vielleicht ein kleiner Minuspunkt. Wir halten euch auf dem Laufenden!

Sonntag, 11. Oktober 2009

Wohnungssuche

In der ersten Woche nach unserer Ankunft haben wir uns intensiv nach Wohnungen umgeschaut, die wir uns auch leisten können. In Frage kamen eigentlich nur drei Standorte:Option 1: Clifton/Nutley. Pro: zu Fuß zur Abeit (Nutley), günstiges Wohnen (ein kleines Haus gibt's ab 1500$ im Monat); Contra: wenig los, keine Kneipen und Kinos - eher was für Familien.

Option 2: Hoboken. Pro: Nähe zu NYC (Fähre nach Manhattan: 5 min, Bus: 10 min), bezahlbare Wohnungen, viele Kneipen, Bars, Restaurants, junge Bevölkerung (Altersdurchschnitt der Stadt liegt bei 30 Jahren); Contra: kein Nahverkehr zur Arbeit - ein Auto muss her.

Option 3: Manhattan. Pro: mitten im Leben (Konzerte, Nightlife, Parks, ein Starbuck's an jeder Ecke); Contra: Sehr teure Wohnungen, ein Mietparkplatz kostet ca. 400$, höchste Steuern in den USA. Es gibt zwar eine relativ gute Busverbindung zur Arbeit, aber der Verkehr im Lincoln-Tunnel ist kein Spaß!

Wir haben uns daher schnell auf Hoboken geeinigt. Die Stadt ist echt prima und liegt günstig zwischen der Arbeit und der City. Einige nette Wohnungen haben wir im Internet auf Craigslist gefunden. Ferner hatten wir zwei Maklerbüros gebeten uns ein paar Wohnungen zu zeigen.
Maria (von Applied Companies Management) hat uns zu Fuß durch die Stadt gescheucht und uns eher preiswerte Studentenwohnungen gezeigt. Lustig war, dass sie sich bei einer Wohnung im Stockwerk geirrt hatte und uns per Schlüsseldienst Zutritt zu einem noch bewohnten Appartement verschafft hat (ziemlich interessante Wohnung - Gothic Style, Typ "Räucherstäbchen" mit dutzenden Miniaturfiguren - ein wenig gruselig).
Jessica (von Weichert Realtors) hat uns mit ihrem Jeep Cherokee durch die Stadt kutschiert und uns ein paar sehr schöne Wohnungen gezeigt. Die schönste Wohnung hat uns schließlich eine kleine chinesische Familie (Papa, Mama, Baby) gezeigt, die neue Mieter für ihre Eigentumswohnung suchten. Schöner Nebeneffekt - keine Maklergebühren! Wir sind uns relativ schnell einig geworden. Der Umzug ist für Ende Oktober geplant. Ab November könnt ihr uns also in Hoboken besuchen!Take care,
Martin

Clifton

Für die ersten vier Wochen wohnen wir nun in einer Appartmentanlage in Clifton, NJ. Alles recht luxuriös hier (2 Schlafzimmer, 2 Badezimmer, Wohnzimmer, Küche, Pool, Gym, Kino, ...). Es ist uns daher nicht schwer gefallen uns einzuleben.
Clifton ist eine ruhige Suburb - viele kleine Holzhäuser mit Fahnenmast im Vorgarten und SUV in der Auffahrt. Auch wenn Halloween erst in einigen Wochen ist, sind einige Hausbesitzer bereits gut vorbereitet!

Samstag, 10. Oktober 2009

Reise in die neue Welt

Frankfurt Flughafen, 20°C, Sonnenschein, die Frisur sitzt! Hier seht ihr unseren Flieger, der uns in 3,5 Stunden nach Reykjavik gebracht hat. Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Piloten kleine Wikingerhelme tragen würden - naja, man kann nicht alles haben :-)

Kevlavik Airport (Island), 6°C, Schneeregen. Aus dem Flugzeug sieht Island relativ öd aus - alles in grau-braunen Farben, kein Baum weit und breit.
Die größten Turbulenzen auf unserer Reise hatten wir, als wir in unseren Flieger nach New York eingestiegen sind. Die Maschine stand quer zum Schneesturm am Gate und schaukelte wie ein Drachenboot. Pünktlich zum Start war das Wetter wieder prima. Nach weiteren 6,5 Stunden Flug sind wir dann etwas müde in New York JFK (19h EST, 1h MEZ) angekommen. Nach einer weiteren halben Stunde hatten wir die Einreise erledigt und unser Gepäck abgeholt. Per Airport-Train ging's dann zur Hertz-Autovermietung wo unser Chevrolet Malibu auf uns wartete.
Ein sehr cooles Auto, allerdings mit großem Durst. Egal - einmal volltanken (im Bild, eine Woche später) hat ganze 26$ gekostet! Das Navi hat uns vom Flughafen durch Queens, die Bronx und über die George Washington Bridge (verbindet Manhattan mit New Jersey) bis zu unserer Unterkunft nach Clifton, NJ geführt. Die Fahrt hat etwa eine Stunde gedauert und war recht anstrengend (dunkel, nass, Verkehr). Der Nachtportier (John) hat uns nett empfangen und unsere Schlüssel gegeben. Fazit: Müde aber glücklich angekommen in der neuen Welt!